Kalgoorlie – Australiens Wilder Westen! – Vom Goldfieber, einer schrägen Stadt & dem Drumherum

The York bei Nacht - Kalgoorlie - Western Australia

Wenn der Wilde Westen noch lebt, dann in Kalgoorlie! Nie habe ich eine schrägere Stadt gesehen & erlebt :)
Vom Goldfieber, Western-Saloons mit leichtbekleideten Mädchen und der größten Goldmine Australiens!

Ich würde nicht von mir behaupten, dass ich auf „Wilde Western Filme“ stehe und manchmal komme ich einfach irgendwo an, ohne genau zu wissen, warum ich gerade dort angekommen bin :) So ging es mir mit Kalgoorlie in Western Australia :)

Alles in Kalgoorlie dreht sich um Gold: entstanden durch den Großen Goldrausch Ende des 19. Jahrhunderts, liegt die Stadt an der Golden Mile, der größten Goldader der Welt und direkt am Stadtrand befindet sich „Super Pit„, das größte Goldbergwerk Australiens.

Von Perth nach Kalgoorlie – 600 km Great Eastern Highway

Ich glaube einer der Gründe, warum ich überhaupt in Kalgoorlie angekommen bin, ist dass ich Rundtouren viel lieber mag als vor und zurück :)

Wheat Belt bei Perth - Kalgoorlie - Western Australia

Wer den Great Eastern Highway von Perth aus nimmt, taucht schnell ein in die Hügellandschaft der Darling Ranges und in die Wheatlands um Merredin. Nicht nur die Weizenfelder haben im westaustralischen Weizengürtel eine Dimension, wie man sie sich als Europäer kaum vorstellen kann, sondern auch die Landmaschinen haben hier die Größe XXXL :)

Wheat Belt Landmaschinen - Kalgoorlie - Western Australia

Wie ein Hufeisen den größten Goldrausch auslöste

Patrick „Paddy“ Hannan war einer der vielen Goldsucher, aber einer der wenigen, die durch ihren Goldfund (am 17. Juni 1893) einen Goldrausch auslösten.

Wahrscheinlich ist Paddy Hannan auch dafür verantwortlich, dass man den Hufeisen von Pferden nachsagt, dass sie Glück bringen (reine Spekulation von mir). Zumindest ihm haben sie mehr als Glück gebracht, denn er stieß mit zwei weiteren Goldgräber auf Gold, als eines ihrer Pferde im Gebiet des Mount Charlotte bei Kalgoorlie sein Hufeisen verloren hatte und sie rasten mussten. Ergebnis: 3 kg in  Goldnuggets – not that bad ;)

 

Golden Pipeline Heritage Trail & Wie eine 550 km lange Wasserleitung entstand

Alle Goldschürfer strömten von Perth nach Kalgoorlie, das enorm zu boomen begann. Ein großes Problem war aber, dass es hier inmitten des Outbacks kein Wasser gab. Der Ingenieur Charles O´Connor entwickelte 1898 eine 550 km lange hölzerne Wasserleitung mit acht Pumpenstationen von den Darling Ranges bei Perth bis zu dem großen Staubecken auf dem Mt Charlotte. Heute bestehen die Rohre aus Stahl.

Golden Pipeline - von Perth nach Kalgoorlie - Western Australia

Der Golden Pipeline Heritage Trail führt heute von Mundaring (40 km östlich von Perth) bis nach Kalgoorlie. Auf der ganzen Strecke gibt es immer wieder Informationstafeln und kleinere Wanderungen durch die Wälder zu den Pumpenstationen, die auch eine willkommene Abwechslung während der langen Autofahrt bieten.

 

 

Wer ein bisschen Zeit mitbringt, kann auch in einem dieser wunderschönen historisch wirkenden, ruhigen kleinen Städtchen oder außerhalb auf einer Farm übernachten, den Western Australia Outback Flair und die Freundlichkeit der Menschen hier genießen.

von Perth nach Kalgoorlie - Western Australia

Wer diese Strecke im Frühling und nicht wie ich im australischen Herbst fährt, wird statt abgeerntetem Weizen anscheinend überall riesige Felder mit blühenden Wildblumen sehen können.

 

 

 

Kalgoorlie-Boulder – Mehr als Goldgräberstimmung, große Kolonialgebäude, Wild West Saloons & „Skimpies“?

Zum einen ist die heutige Doppelstadt aus Kalgoorlie und Boulder eine moderne Stadt, die zwar mitten im Outback liegt, aber trotzdem alles an Infrastruktur bietet, was benötigt wird, selbst einen kleinen Flugplatz :)

Zum anderen profitiert die Stadt eindeutig von dem idealisierten Charme und der Goldgräberstimmung längst vergangener Zeiten, die hier immer noch lebendig zu sein scheint.

Court Hotel Kalgoorlie - Western Australia

Ich komme erst gegen Abend in Kalgoorlie an. Da Australier für alles Abkürzungen finden, wird Kalgoorlie bei den Einwohnern einfach liebevoll „Kal“ genannt.

Ich beziehe das nächst beste Hostel in Zentrumsnähe und mache mich auf ein bisschen Goldgräber Spirit einzuatmen. Ich mache einen Spaziergang über die Hauptstraße von Kalgoorlie – die Hannan Street, die nach dem Goldsucher Paddy Hannan benannt wurde.

Nach dem langen heißen Tag möchte ich mir ein eiskaltes Bier in einem dieser Wild West Saloons gönnen. Gefühlt besteht die ganze Hannan Street aus Bars und zwischen drin drängst sich abwechselnd ein Restaurant oder Cafe und ab und zu ein anderer kleiner Laden.

Exchange Hotel Kalgoorlie - Western Australia

Ich betrete die Bar im Exchange Hotel, weil sie nach Wild, Wild West aussieht. Als ich allerdings an der Bar stehe, fällt mir erst einmal meine Kinnlade herunter. Die Bardamen sind teilweise oben ohne, tragen nur ein kleines Bedienungsschürzen und darunter eine Bikinihose oder einen String-Tanga.

Zugegeben alles was ich von Kalgoorlie wusste, als ich mich kurz entschlossen auf den Weg machte, ist dass es eine Goldgräberstadt ist. Bei dem Anblick der Damen handelt es sich bei der Bar im Hotel Exchange aber wohl nicht um eine Bar, sondern um einen Nachtclub oder Bordell? Seltsam ich hatte draußen nichts dergleichen gelesen.

Da ich mich ein bisschen fehl am Platze finde, gehe ich noch ein Stückchen die Straße hinunter und versuche mein nächstes Glück im The York Hotel. The York ist ein historisches wunderschönes Hotel, das aussieht wie aus 1001 Nacht (siehe Titelfoto). Hier sind die Bar- und Service-Damen für Kalgoorlie vollständig bekleidet – mit sehr knappen Shorts und noch knapperen Tops :)

Ich bestelle an der Bar ein Bier – das mit weitem Abstand teuerste Bier, das ich in ganz Australien getrunken habe ;) und komme mit dem Mann neben mir ins Gespräch. Als ich ihm von Exchange Hotel erzähle, prustet er los vor Lachen. Nachdem er sich wieder beruhigt hat erzählt er mir von den „Skimpies„, die zu Kalgoorlie gehören wie das Gold.

Skimpies sind extrem leicht bekleidete Bardamen, die oft mit kaum mehr als einem String bekleidet, den hart arbeitenden Minenarbeitern, aber heute auch Touristen und Touristinnen, die Abende mit einem schönen Anblick und viel Bier gegen viel Trinkgeld versüßen. Es ist also ganz normal und auch Frauen sind in solchen Kneipen willkommen. Gut schon wieder etwas dazugelernt.

Mein Barnachbar erzählt mir, dass er einen Zweijahres-Vertrag als Minenarbeiter unterschrieben hat, in einem Hostel hier in Kalgoorlie wohnt und sein Studium dafür erst einmal ausgesetzt hat. Die Jobs in den Minen sind Knochenjobs, aber sie werden extrem gut bezahlt. Wäre da nicht das teuere Bier am Abend :)

Hannan Street Kalgoorlie - Western Australia

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und schlendere noch einmal bei Tageslicht durch Kalgoorlie. Irgendwie wie aus einer anderen Welt. Fast kann ich mir vorstellen, dass gleich ein Goldgräber um die Ecke gerannt kommt, mit einem Säckchen voll Gold-Nuggets.

Das Zentrum von Kalgoorlie besteht aus vielen herrlich schön-restaurierten Kolonialhäusern, die den Glanz und den Reichtum dieser Stadt zu Zeiten des Goldrausches immer noch erahnen lassen.

Ich frühstücke in einem der Cafes und fahre dann zu dem Gold-Bergwerk Super Pit.

 

 

Golden Mile & die Super Pit Goldmine

Im Nordosten der Stadt liegt die Golden Mile, eine der größten Goldadern der Welt. Hier finden sich noch zahlreiche historische Gebäude aus der Zeit des Goldrauschs. Die Super Pit Goldmine bei Boulder ist allerdings die einzige Goldmine, die hier noch in Betrieb ist.

Die Goldmine produziert jährlich 900.000 Unzen Gold. Super Pit ist 3,5 Kilometer lang, 1,5 Kilometer breit und dabei wird das Gold in 370 m Tiefe abgebaut. In den Aushub würde genau der Uluru hineinpassen. Es soll weiter abgebaut werden bis dann bei 600 m die finale Tiefe erreicht wird.

Super Pit Goldmine Kalgoorlie - Western Australia

Manche munkeln, dass sich hier das weltweit größte Goldvorkommen befindet.

Wer zu der Goldmine fährt – Golden Field Highway/Outram Street  – kann von einer Aussichtsplattform aus, dem Super Pit Lookout, die gigantischen Trucks beobachten, wie sie die Erde aus dem tiefen Grund der Mine nach oben transportieren.

Das Gestein im Bergwerk wird angebohrt, anschließend die Bohrlöcher mit Sprengstoff gefüllt und gezündet. Jedes Jahr werden so 15 Millionen Tonnen Gestein nach der Sprengung mit Schaufelbaggern, die 60 Tonnen Gestein heben und mit Großraum-Muldenkippern, die 225 Tonnen laden können, bewegt. Je Tag werden 240.000 Tonnen transportiert. Das Erz wird zu zwei Anlagen transportiert, in die Fimiston- und Gidji-Anlage und das 365 Tage im Jahr in 2 zwölf Stunden Schichten. Und wieder einmal Australien in XXXXL!

Super Pit Goldbergwerk Kalgoorlie - Western Australia

Wer Lust hat kann Teile des Super-Pits auch in einer geführten Tour erleben. Es werden Touren von 1,5 und 2,5 Stunden angeboten. Die Preise liegen je nach Tour und Dauer bei ca. 45 bis 70$. Bei der längeren Tour wird manchmal auch noch ein bisschen Goldwaschen angeboten :)

Es soll auch besonders interessant sein, hierher in der Nacht zu kommen und die Minenarbeiten zu beobachten.

Die Goldförderung beschränkt sich auf ein Bergwerk, aber in anderen Tagebauten rundum werden weiterhin alle möglichen Erze dem Boden entrissen.

 

 

Von Kalgoorlie nach Esperance

Die 400 km von Kalgoorlie nach Esperance sind noch einsamer als die Strecke von Perth nach Kalgoorlie.

Von Kalgoorlie nach Esperance - Western Australia

Als ich auf die A94 in Richtung Süden fahre, führt der Highway lange durch australische Wälder. Beim ersten mal glaube ich mich noch verschaut zu haben, aber dann finde ich sie alle 100 m – Plüschtiere in den Bäumen. Bis heute weiss ich noch nicht, was sie zu bedeuten haben.

Plüschtiere an Bäumen Kalgoorlie - Western Australia

Für mich habe ich mir ausgedacht, dass auf diese Weise die Einheimischen hier die Waldgötter um Fruchtbarkeit und Kindersegen bitten. Auf langen einsamen Fahrt bleibt immer viel Zeit sich wilde Geschichten auszudenken :)

Salzseen von Kalgoorlie nach Esperance - Western Australia

Ab und zu poppt ein lustiges australisches Straßenschild auf, das mich aus meiner Tagträumerei wachrüttelt oder die einer der vielen gigantischen Salzseen, die dem Highway immer mal wieder zum Anfassen nahe kommen, bieten sich für einen kurzen Stopp an.

Salzseen von Kalgoorlie nach Esperance - Western Australia

Das Städtchen Norseman liegt genau auf der Hälfte der Strecke. Hier mache ich eine kleine Pause. Steige aus dem Auto, schaue mich ein bisschen um und lande in einem kleinen Steine-Laden, wo ich mir ein paar der Halb-Viertel-Zehntel-Edelsteine der Region kaufe – meine Action-Programm für diesen Nachmittag  :lol:

Güterzug von Kalgoorlie nach Esperance - Western Australia

Mein letztes XXXL-Erlebnis für heute auf dieser Strecke ist ein unendlich langer Güterzug. Ich halte an, steige aus und schaue ihm zu. Als er nie enden will, entschließe ich mich doch noch ein Foto zu machen. Gefühlt ist er 10 km lang und es dauert 5 Minuten bis er mit all seinen Wagons vorbeigefahren ist. In Australien ist das leicht möglich ;)

Außerdem liebe ich die bunt bemalten Toilettenhäuschen, die sie so oft überall in Australien zu finden sind. Sie sind immer mindestens ein Hingucker wert :)

Toilettenfasade von Kalgoorlie nach Esperance - Western Australia

 

 

Und dann komme ich auch schon in Esperance an. Ich fahre allerdings gleich weiter zum Cape Le Grand National Park. Hier kannst du die Faszination  „Cape Le Grand – Schneeweißer Sand, Wasser in allen Nuancen von Blau – Wandern & die schönsten Strände!“ nachlesen.

Cape Le Grande Western Australia

 

Meine Tipps:

Es braucht nicht viel Zeit sich in den größten Bundesstaat von Australien zu verlieben. Aber es braucht viel Zeit Western Australia zu entdecken, das alleine schon 7 mal so groß ist wie Deutschland. Wer also nicht gerade viele Monate Zeit hat, darf sich entscheiden welche Ecke von Western Australia er erkunden möchte.

Wer sich für den Südwesten von Western Australia erschließen möchte, dem empfehle ich die PerthKalgoorlieEsperance mit den schneeweißen Stränden von Cape Le Grand – Margret River, wegen der Weine und der Wellen – Busselton Jetty, wegen seines längsten Holzpiers – Bunburry, um mit Delfinen zu schwimmen und natürlich alles dazwischen und rund herum :)

Kalgoorlie hat alles an Unterkünften zu bieten: von schicken Hotels, über einfache Hotels, Backpacker Unterkünfte bis zu Campingplätzen.

The York Hotel - Kalgoorlie - Western Australia

Zu den Highlights in Kalgoorlie gehören für mich die Western Saloons & Bars, ein Stadtrundgang in dieser lustig anmutenden Stadt, zumindest einem Blick auf Super-Pit, Sonnenuntergänge außerhalb der Stadt. Der Mount Charlotte Lookout ist ebenfalls sehr beliebt für Sonnenuntergänge, aber auch tagsüber bietet sich hier ein schöner Ausblick hinunter auf Kalgoorlie.

Im Karlkurla Parkland gibt es einen weiteren guten Aussichtspunkt, von dem man die Stadt und die Umgebung sieht. 20 km außerhalb von Kalgoorlie Boulder, bei der Geisterstadt Kanowna, lohnt es sich den Kanowna Belle Mine Lookout aufzusuchen. Am besten besorgst du dir eine Umgebungskarte in dem Tourist Information Center von Kalgoorlie. Dort wirst du auch gerne beraten.

Von Perth nach Kalgoorlie - Western Australia

Ich hatte mir nur 1,5 Tage für diese Stadt gegönnt, ein Tag länger wäre gut gewesen.

Lohnt sich der weite Weg nach Kalgoorlie? Meiner Meinung nach ja! Ich hatte eineinhalb Tage ein Dauergrinsen in meinem Gesicht, weil ich die Stadt einfach so herrlich schräg und einmalig anders finde.

Auch erhältst du auf der 600 km langen Strecke von Perth Richtung Osten nach Kalgoorlie und dann z.B. 400 km direkt in den Süden nach Esperance einen recht guten Eindruck von dieser Ecke des australischen Outbacks.

 

 

Wenn du weisst, was die Stofftiere in den Bäumen zu bedeuten haben, dann schreibe es mir bitte in den Kommentaren!

Wie gefällt dir Kalgoorlie und alles drumherum? Was lockt dich am meisten an Kalgoorlie: die alte Goldgräber-Atmosphäre, die Skimpies ;) oder die Super Pit? Ich freue mich auf deine Kommentare!

 

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4 Kommentare an “Kalgoorlie – Australiens Wilder Westen! – Vom Goldfieber, einer schrägen Stadt & dem Drumherum”

  1. Guter Beitrag, keine Frage …Bin letztes Jahr auch die tour von Perth nach Cal, dann aber gen Norden ins Outback nach Leinster, dann westwärts über Sandstone und Mount Magnet nach Geraldton und zurück nach Perth über den Indian Ocean Drive…And Cal – WORTH TO VISIT !!

    • Hi Steffen,
      das klingt ja nach einer spannenden Route. Outback ist ja immer eine grandiose Erfahrung. Das Gebiet nördlich von Kalgoorlie habe ich leider noch nicht kennengelernt …. kommt hoffentlich auch noch irgendwann.

      Liebe Grüße
      Petra

  2. #16
    Wir waren im November 2015 in Kalgoorlie und sind auch der Meinung, daß sich der weite Weg lohnt. Beeindruckend: SuperPit

    • Hallo Norbert,
      ja, SuperPit hat mich auch sehr beeindruckt. Für uns Europäer sind die Ausmaße von allem in Australien einfach immer gigantisch.

      Sonnige Grüße
      Petra

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